Sonntag, Mai 15, 2005

10.05. Ruhetag in Kunming, China

Nach dem vielen Gereise der letzten Tage sollte es heute etwas geruhsamer zugehen.

Ausgiebiges warmes Duschen war da ein guter Anfang. Dann rief Smile an, die Bekannte die so nett war, mich bei mir Ankunft in Kunming zu betreuen. Wir verabredeten uns fuer 13:00 Uhr.

Ich unterhielt mich derweil mit einem in meinem Zimmer wohnenden Hollaender, der die letzte Nacht in der Kneipenlandschaft von Kunming zugebracht hatte. Es war wohl durchaus schwierig ein einfaches Bier zu ordern. In den meisten Faellen sollte er wohl wesentliche teurere Getraenke aufgeschwatzt bekommen und musste durchschnittlich 10min diskutieren.
Mein Fruehstueck bestand aus den Resten des Vortages und dabei habe ich in der im Zimmer verstreut herumliegenden Literatur "First time in Asia" und "Geschichten aus Asien" gelesen. Sehr amuesant. So berichtet ein Paaerchen von sehr aufmerksamen Beobachtern ihres Schlafzimmers. Das Guckloch wurde alsbald von dem Pärchen verschlossen allerdings nur kurz , denn der aufmerksame Beobachter hatte sich ein paar Staebchen besorgt, mit denen er jetzt das Loch wieder freilegte. Also soweit zur "unbekannten" Privatsphaere in Asien.

Meine eigentliche Aufgabe des Morgens war es aber, meine letzten Baht in Yuan umzutauschen. Das sollte sich auch als schwerer erweisen als urspruenglich gedacht. Diverse Banken lehnten den Umtausch ab und verwiesen immer wieder auf die Bank of China. Als ich dann endlich eine Filiale des Institutes gefunden hatte, erzaehlte mir die Schalterdame, dass ich eine grosse Zweigstelle aufsuchen moege. Damit habe ich es zunaechst sein gelassen und wollte zu dem vermeintlich schlechteren Kurs in meinem Camilla Hostel tauschen. Doch die haben auch komplett abgewunken. Als Fazit bleibt, dass Baht wohl nur bis Laos eine feste lokale Waehrung ist.
Auf dem Rueckweg zum Hostel habe ich mich mit einem Original-chinesischen Teebecher ausgestattet. Das sind etwa 15cm hohe und mit einem dichten Deckel versehene Becher in denen man den ganzen Tag hindurch Tee mit sich herumtraet. Ist das heisse Wasser einmal alle dann findet sich im naechsten Restaurant bestimmt eine Moelichkeit den Becher wieder aufzufuellen. Der anfaengliche Preis von 25 Yuan wurde auf 13 (1,3Euro) heruntergehandelt. Damit habe ich ein besonders einfaches Plastik-Modell erstanden. Man kann auch problemlos den 10fachen Betrag ausgeben, fuer doppelwandige Glaskonstruktionen mit Thermo-eigenschaften oder auch Vollmetall Thermo Becher...

Smile
Wir trafen uns am Hostel und bewegten uns zu einem Park, in dem wir spaeter eine gute Freundin von ihr treffen sollten. Auf dem Weg wurden wir immer wieder von nervenden Bettlern verfolgt, die wohl Ihre grosse Chance witterten oder anders Ausgedrückt Sie wollten mir die Moeglichkeit geben, mich als Wohltaeter zu beweisen. Ich lernte von Smile daraufhin das Wort "Puh" kennen, das wohl soviel wie "Nein" heisst. Auf dem Weg assen wir dann noch Tennisballgrossse Germknoedel die suess gefuellt waren. Eine Maehlzeit die ueberall angeboten wird, an die ich mich aber bis dahin noch nicht rangewagt hatte, da die Dinger in Malaysia ungefuellt oder schrecklich gefuellt waren.

Da das Englisch von Smile noch nicht allzu trainiert ist, war es eine gute Idee von mir, dass ich mein Chinesisch-Englisch Buch dabei hatte, aber noch besser war der kleine elektronische Uebersetzer, mit dem wir uns dann doch recht gut unterhalten konnten. Die Zeit verging bei dieser Art der Unterhaltung natuerlich wie im Fluge. Im Park selbst gab es jede Menge Tretboote zu sehen, die teils U-boote mit Geschuetzen nachbildeten und dann bei naeherer Betrachtung auch keine Tretboote sondern elektrisch angetriebene Boote waren. Gewoehnungsbeduerftig. Ich versuchte Smile daraufhin zu erklaeren das soetwas in deutschen Parkanlagen undenkbar ist. Kurz darauf zuckten wir dann unter dem lauten geknalle von Tennisball-Kanonen (Takeshis Castle läßt grüßen) zusammen, mit denen Kinder auf verschiedene Ziele schossen. Direkt daneben war so eine Art umgedrehtes Bungee aufgebaut, mit dem sich ein armer Chinese tuechtig in den Himmel wirbeln und durchschuetteln lies. Als er endlich raus durfte, sah er soooo bleich wie ein Nordeuropaer im Winter aus und waere damit als chinesisches Schoenheitsideal durchgegangen, wenn nicht sein verzerrtes Gesicht gewesen waere. Dann verirrten wir uns in das Aquarium, wo einem hauptsaechlich leere und vergammelte Gefaesse praesentiert wurden. Trotzdem war natuerlich Eintritt faellig. Zum Ausgleich durften wir einige Wasserschildkroeten mit Salat fuettern.

Angelie
Der Park grenzt an den See den ich auf der gestrigen Wanderung auch gesehen hatte und ist von diversen Kanaelen durchzogen. Auf diesen stochern einige "Venezianisch-chinesische" Gondoliere herum und versuchen Touristen in ihre klapprigen Boote zu bekommen. Das gelingt sogar einigermassen. Alternativ kann man sich mit einem Motorboot auf den See fahren lassen. Wir entschieden uns aber lieber dafuer, uns zwischen einige aeltere Herren zu setzen die ihre Drachen steigen liessen. Die Drachen waren nicht zu steuern und das "Geschirr" der Maenner hatte Aehnlichkeit mit Hochseefischen. Die Drachen waren so hoch in der Luft, dass man sie haeufig nicht ausfindig machen konnte. Die Freundin von Smile erschien und sprach ein deutlich besseres Englisch, das sie regelmaessig mit auslaendischen Freunden trainierte. Sie sah das Sprachen lernen auch als ihre Berufung an und vertrat dann spaeter auch die Meinung das Mathematik gaenzlich unnoetig sei... Weitere Themen waren die Diskussion ob Deutsche nun besonders streng seien, wieso es "der" Schuh aber "die" Hose und "das" T-shirt heisst... Nebenbei durfte sich auch Angelie an dem Lesen eines deutschen Textes versuchen und stellte sich zu ihrer eigenen Zufriedenheit recht geschickt an.
Fuer interessanten Gespraechstoff war also gesorgt und wir bekamen nach einiger Zeit alle Hunger. Nach langer Ueberlegung bewegten wir uns in ein ganz kleines Restaurant, in dem es divereste kleine Gerichte gab, die ich zuvor noch nie gegessen hatte. Das reichte von kleinen Reisstaerkebaellchen ueber Bratkartoffeln bis zu weissen Karotten. Das Aufgestischte, war in den meisten Faellen essbar, wobei die Kueche hier leider eine Vorliebe für Bittere(!) Gerichte hat. Einige Gerichte gehen aber auch in Richtung scharf und sind damit eher mein Fall. Gegen 19:00 Uhr gingen wir dann alle getrennte Wege.


Der Rest meines Tages verbrachte ich mit dem Herumlaufen und der Besorgung von Kleinigkeiten, unter anderem ein etwas gewoehnungsbeduerftiges Ananas-Bier. Als schwierirg stellte sich die Essenssuche heraus, da es in der direken Innenstadt kaum leckere Staende gibt. Also ging ich erneut zu Dicos und bestellt eine Kombination aus Getraenk, Hamburger und Eis. Alles war sehr sehr unterdurchschnittlich und ich fuehlte mich danach eher schlecht. Zum Glueck fand ich spaeter einen Laden der frisches Obst verkaufte und erstand einige Mangos. Inzwischen hatte ich mich aber etwas verirrt und fand nur nach etwas Muehe wieder zurueck zum Hostel. Dort gab ich mich dann der Planung meiner naechsten Tage hin und entschied mich fuer den baldigen Aufbruch in die Tigersprungschlucht.