09.05. Kunming, China
Nachdem sich in meinem Zimmer noch 3 Schweden eingemietet haben sind wir eine gut durchmischte Gruppe. Wobei die Schweden Kunming wirklich nur als Durchgangsstation nach Beijing und Shanghai betrachten.
Meine Nacht in dem Hostel war nicht ganz so gemuetlich, wie ich es mir gedachte hatte, denn erstmalig war mir eine Matratze etwas zu hart und ich konnte kaum Schlaf finden. Zusaetzlich war ich natuerlich durch die Ereignisse in Kuala Lumpur noch etwas beunruhigt. Obwohl die Voraussetzungen hier ganz andere sind.
Das ganze Hostel wirkt aufgeraeumter und noch sauberer. Staendig sind irgendwelche Mitarbeiter mit Putzen beschaeftigt. Die Zimmer selbst erinnern stark an daenische Jugendherbergen mit Doppelstockbetten aus massiven Kiefernholz. Unter jedem Bett sind 2 abschliesbare Faecher, in die bequem der ganze Rucksack hinein passt. Ein grosses Sicherheitsplus. Die Zimmertuer ist ueber ein elektronisches Schliessystem gesichert.
Kein Wecker
Ich hatte mir fuer diesen Morgen keinen Wecker gestellt, um mir einen Ruhetag zu goennen. Aufgrund der harten Matratze bin ich dann aber schon ab kurz vor 8 auf den Beinen. Mein Fruehstueck war nahezu europaeisch, da es eine Vielzahl von Baeckereien gibt, die viele lecker aussehende Sachen anbieten.
Diese Baecker hatte ich schon am gestrigen Tag beim Kauf einiger Mangos entdeckt. Die Mangos kosteten ganz ohne verhandeln 7Yuan pro Kilo (ca. 1Euro) heute habe ich den Preis bei verschiedenen Gemuesehaendlern aehnlich ausgeschrieben gesehen.
Nachtrag zum gestrigen Tag
Das Internetcafe hatte ich sehr ausgehungert verlassen. In einer kleinen Seitenstrasse habe ich dann mein Glueck versucht und setzte mich kurzentschlossen an einen niedrigen Grill an dem ein Maedchen mit dem Wenden von kleinen Tofustueckchen beschaeftigt war. Sie sah nur maessig gluecklich aus, da weder sie noch andere Leute an dem kleinen Stand Englisch sprachen. Ich versuchte ihr klarzumachen das das kein Problem sei. denn ich wollte ja einfach nur die Sachen essen die eh schon auf dem Grill herumlagen. Das verstand sie dann auch bald und ich bekam Staebchen und eine kleine Schale mit einer sehr wuerzigen Sosse gebracht. Jetzt musste ich warten bis mir "fertige" Tofu Stueckchen zugeschoben wurden. Ich sass also mitten zwischen 3 Teenis die den Grill einen Wok und 3 Tische bedienten und zwischendurch wild rumgealbert haben.
Die einzig wirklich erwachsene Person stand hinter einem zweiten Wok. Ich fuehlte mich recht gut aufgehoben. Zwischendurch probierte ich dann eine zweite Tofusorte und futterte immer weiter, da es nicht so einfach war den inzwischen begeisterten Teenis klar zu machen, dass auch ein europaeischer Magen irgendwann voll ist.
Die Rechnung belief sich dann auf unter 4 Yuan und damit sehr sehr guenstig. An einem Nebenstand spielten 4 chinesische Maenner ein sehr eigenartiges Spiel. Eigentlich spielten sie wohl Karten, aber sehr haeufig kam es zu einer art Rededuell bei der sich zwei immer Begriffe an den Kopf schrien. Ich habe leider nicht Begriffen was das sollte, aber es klang nicht nur freundlich. Dazu sollte ich vielleicht auch erwaehnen, das ich gestern miterleben musste, wie sich 2 Maenner am hellichten Tag auf offener Strasse gejagt, mit Messern und Pflastersteinen bedroht und schliesslich gepruegelt haben.
Auf zu neuen Abenteuern
Eigentlich war ich heute morgen etwas muede und etwas traege. Ich entschied mich dann aber zu einem Ausflug raus aus der Stadt, um mir etwas Bewegung zu goennen. Kunming liegt auf 2000m an einem Gebirgszug und einem grossen See. Also eine durchaus reizvolle Landschaft und es wird emfohlen sich die Drachentorgrotte anzusehen, da man von dort einen herrlichen Blick ueber Kunming und den Dian Chi See haben soll. Die Anfahrt gestaltete sich mit 2 Bussen recht simpel. Die Haltestellen werden sogar in englisch angesagt - kaum verstaendlich - aber immerhin.
Die Strasse
Laut Loose soll man vom Busparkplatz einen 8km langen wunderschoenen Weg bis zur Grotte vor sich haben, der zusaetzlich durch einige Kloester aufgelockert wird. Leider war der Weg eine asphaltierte Strasse auf der ein recht reger Bus und PKW Verkehr herrschte. Es gab eine grosse Hinweistafel (Mit einer Art Übersichtskarte) aber die zeigte bis auf ein kleines Stueckchen keine alternativen Wege auf. Trotzdem entschloss ich mich nach wenigen hundert Metern in einen Pfad einzusteigen, den einige Chinesen heruntergelaufen kamen und den wiederum einige der vor mir laufenden Cinesen einschlugen.
Der Weg ging recht Steil in den Berg hinein, zwischendurch standen immer mal wieder Chinesen mit Reitpferden herum, fuer einige Yuan haette man sich die Muehsal des Aufstiegs ersparen können. Schliesslich gabelte sich der Weg diverse Male. Ich waehlte jeweils den Weg der mir am besten gefiehl bzw. wo ich andere Wanderer sehen konnte.
Irgendwann war ich mir dann sicher den Rueckweg nicht so einfach finden zu koennen und holte meine Digicam hervor, denn mit dieser hatte ich ja das Hinweisschild (also die Karte die so etwas wie eine bearbeitete Luftaufnahme war) mit den Wegen fotografiert. Ich suchte also nach dem Weg auf dem ich mich befinden koennte. Ich erkannte zwar ein Gewirr an Wegen, aber das war nicht an der Stelle an der ich mich befinden koennte. Laut Luftaufnahme und der dort eingezeichneten Wege haette ich die Grotte nicht so einfach erreichen koennen. Genauer - es gab neben dem asphaltierten Hauptweg keine Möglichkeit um zur Grotte zu gelangen.
Kann die Masse irren
Da es aber regelmaessig immer mal wieder andere Wanderer gab und zusaetzlich kleine Staende mit Erfrischungen und Snacks herumstanden, glaubte ich nicht daran, dass ich ganz falsch war. Schliesslich hoert mein Weg aber an einer Strasse auf. Die Strasse fuehrte in ein Dorf und grundsaetzlich nicht in die Richtung in der ich die Grotte vermutete. Englisch sprechende Meschen waren so schnell nicht aufzutreiben, einzig ein verrostetes Schild mit einer stilisierten Wanderkarte, in der alle Bezeichungen in Chinesisch waren - man konnte aber eh nicht viel erkennen.
Auffaellig war allerdings eine Radarstation auf einem der nahen Berge. Ich kramte wieder nach der Digicam, aber auf dem schon vorher verwendeten Luftbildbild war keine Radaranlage zu erkennen. 2 Jugendliche habe ich meine Digicam mit Luftbild vor die Nase gehalten und Sie den Bildausschnitt betrachten lassen, wo es das Wort "Visitor Center" auf Chinesisch aufgeschrieben war. Leider half das nicht wirklich, denn die beiden meinten ich solle runter ins Dorf laufen. Das hatte ich aber ausgeschlossen. Schliesslich entschied ich mich in Richtung der Radarstation zu laufen und nach nur 500m sah ich ein Chinesisch/Englisches Schild mit einer Karte, auf der man erkennen konnte wo man war und wo die Drachentorgrotte war. Perfekt. Ich war schon etwas zu weit zu gelaufen und auf jeden Fall oberhalb der Grotte. Ich kletterte zunaechst noch etwas hoeher um eine gute Fotoposition zu finden und traf dabei auf einen Ziegenhirten. Der Arme sollte ein Foto von mir machen - winkte aber ab und deutete auf seine Ziegen. Ich schaltete die Kamera dennoch an und zeigt ihm das Display wo man sehr leicht sieht was auf dem Foto sein wird. Dann deutete ich noch auf den Knopf den es zu druecken galt und ging einige Meter weg. Er machte ein Foto ich zeigte ihm die Aufnahme und er war so begeistert, dass er sich eine andere Position suchte von der er mich gerne fotografieren wollte...
Drachentorgrotte
Fuer 30Yuan Eintritt (3 Euro) ging es in ein Gewirr von kleinen Tempeln und in den Fels gehauen Wegen. Sehr eindrucksvoll, da alles im 18. Jahrhundert von einigen Moenchen in Handarbeit angelegt worden war.
Beim Rueckweg entschied ich mich dann fuer einen am Ausgang wartenden Minibus... Auf der Rueckfahrt blaetterte ich im Phrasebook Cantonese-English denn ich glaube, dass ich zumindest einige grundlegende Woerter auf Chinesisch lernen sollte. Obwohl man mit dem Buch in der Hand auch schon weiter kommt. Denn die Besonderheit dieses Buches ist, dass eine Vielzahl von Standardsaetzen fuer verschiedene typische Situation vorgestellt werden. Das ist sehr sehr hilfreich, denn so braucht man sich um die Grammatik nicht zu kuemmern und kann im Zweifel das Woerterbuch hinhalten wenn man die Aussprache nicht richtig schafft. Zusaetzlich gibt es aber natuerlich auch einen klassischen Wörterbuch Teil mit Chinesisch-Englisch und umgekehrt.
Busbahnhof-West
Von dem bin ich losgefahren und in der Naehe wurde ich auch wieder ausgesetzt. Die Umgebung der Haltestelle habe ich mir dann auch gleich angesehen, um dann aber doch weiter in die Stadt zu fahren. Eigentlich wollte ich zu einem Park fahren, aber als ich ein Wal-Mart Schild gesehen habe, siegte einmal mehr meine Neugierde. Der Wal Mart war dann aber zunaechst doch Nebensache denn, ich betrachtete einige asiatische Bodybuilder die einen Schönheits(?) Wettbewerb austrugen. Das war dann aber schnell doch langweilig, weshalb ich einen nahen Dicos besuchte. Das ist so eine Art Mc Donalds und ich wollte einen Kaffee trinken. Nachdem ich die Mitarbeiterin mit einem heiss und kalt Spiel den Weg zu Ihrer Kaffeemaschine gezeigt hatte lernte ich, dass man das chinesische Wort für Kaffee hier einfach nahezu wie das deutsche Wort "Kaffee" ausspricht und dann wissen die Leuten was gemeint ist.
Ok, dann musste das Gebraeu nur noch zubereitet werden. Um mich nicht zu lange warten zu lassen wurde frisches heisses Wasser gezapft und nach "Campingart" mit direkt auf den Becher aufgesetzten Filter eine Kaffee aufgebrueht. Hmmm, das Gebraeu war nicht wirklich ein Kaffee aber es war eine lustige Erfahrung.
Dann ging es aber doch in den Wal Mart, in dem ich mich mit Tee, Erdnuessen usw. ausstatten wollte. Unter anderem entschied ich mich fuer kleine (Größe so zwischen Golf- und Tennisball) abgepackte Puddinggebinde und Jelly in Zigarrenform. Das Verkaufsprinzip war ungefähr so wie die "Weingummi-Stände", entsprechend viele Puddingvariationen gab es auch. Das Zeug musste gewogen werden, damit die Mitarbeiter den Preis bestimmen konnten. Leider schwieriger als erwartet, den die gute Frau redete wild auf mich ein und wollte wohl klar machen das ich mein Zigarrenjelly nicht bekommen kann. Gut, warum auch immer. Dann holte sie noch zusaetzlich einen Pudding aus dem Regalen und wog alles ab. Vor dem Zukleben der Tuete stopfte Sie dann aber noch eine grosse Tuete mit anderen Sachen dazu. Ich protestierte das das nicht mein Zeug war. Sie gab einen kurzen Kommentar ab denn ich unter "Es ist kostenlos" abgehakt habe. Denn Sie hat die Zweite Tuete ja nicht mit gewogen und so war auf dem Etikett auch nur der Preis fuer mein Zeug. Dann goennte ich mir noch einige fertig zubereitete Chicken Wings und etwas undefierbares Fleischartiges und ging durch die Kasse, setzte mich auf eine Bank um die Chicken Wings zu essen und entschied mich dann fuer einen Spaziergang zum Park.
Der Cuihu Park
Hier kann man ausspannen und nebenbei Musik oder Ausschnitten aus Opern lauschen, denn viele Amateuer-Gruppen nutzen den Park als Probenraum. Sehr nett. Der Park besteht aus sehr vielen Seen mit kleinen Gruenanlagen und wirkt sehr beruhigend und angenehm. Auch dieser ist natuerlich sehr sauber. Am Park befindet sich auch die Universitaet und damit das Studentenviertel mit Restaurants und Bars. Etwas Spaet (20:30) habe ich mich dort eingefunden und hatte entsprechend nur noch eine eingeschraenkte Auswahl von offnen Laeden. Das Essen war dann auch recht bescheiden, aber einmal am Tag sollte man schon Reis essen und so richtig gut bekommen sind mir die ganzen Backwaren auch nicht.
Mit dem Bus zurueck ins Internetcafe
Mit dem Bus Nr.5 fuer 1Yuan ging es am Hostel vorbei zum Internetcafe wo ich mir fuer 1Yuan (0,1Euro) eine Flasche Coca-Cola gegoennt habe...
1 Comments:
Lieber Knut,
ich spreche Sie einfach so an, weil ich Ihre Mutter sehr gut kenne.Wir sind beide im Tierschutz/Tierheim beschäftigt.Sie hat Ihnen sicher erzählt, dass mein Sohn,Marco in Kunming arbeitet.Er ist z.Zt. hier in Deutschland, sonst hätte er Sie sicher gern dort in seiner Wohnung eingeladen. Ich habe mit großem Interesse Ihren Kunming-Bericht gelesen und werde meinem Sohn Ihre Webseite empfehlen.Ich wünsche Ihnen noch einen schönen und interessanten Aufenthalt in China.
Alles Gute für Sie
Anke Stark
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