12.05. Lijiang nach Qiaotou
Am nächtsten Morgen wurde ich von kratzenden Geräuschen geweckt. Hmm? Die Erklärung war einfach. Ich habe in einem Zimmer geschlafen das eine Katze als Ihr Terretorium angesehen hat. Nun wollte die Katze am Morgen in das Zimmer und das Fenster war nicht weit genug geöffnet...
Der Bus in die Tigersprungschlucht sollte um 8:30 vom zentralen Busbahnhof abfahren zu erreichen mit den Linien 1 und 8 fuer 0,5Yuan in der Naehe vom grossen Wasserrad. Ebenso in der Naehe vom Wasserrad wurden in einem heillosen Durcheinander pampelmusengrosse Germknoedelartige Dinger Verkauft. Ich sicherte mir zwei und zahlte deutlich unter 2Yuan (o,2 Euro) dafuer. Der Bus kam dann auch recht zuegig und erreichten genauso schnell den Busbahnhof. Dort wollte ich mir dann doch lieber ein Busticket nach Daju kaufen, denn diese Route hatte den Vorteil das ich danach noch weiter nach Norden Richtung Tibet konnte. Ich wurde jedoch abgewiesen und ueberlegte, was denn nun der Fehler sein koennte. Schliesslich fragte ich in einem Reisebuero nach und die bestaetigten mir das NUR die Busse nach Qiaotao an dem Busbahnhof abfahren. Also habe ich mir ein entsprechendes Ticket gekauft und hatte noch 20min um mir Wasser und weiteren Reiseproviant zu kaufen.
Am Bus angekommen sah einen recht kraeftigen Mann mit Westernhut auf dem Dach stehen. Ich verpackte meinen Rucksack und schnappte dabei auf, das er wohl Deutscher sei. Ich reichte meinen Rucksack hoch und fand in dem recht vollen Kleinbus noch einen Platz in einer der ersten Reihen. Schon beim ersten Stopp sollte ich naehere Bekanntschaft zu dem Mann mit dem Westernhut (Siggi) und seiner Frau (Elke) sowie den chinesischen Begleiter (Tom) machen. Tom hatte ich zunaechst als Guide angesehen, aber da ich eingeladen wurde mich der Wandergruppe anzuschliessen erkannte ich meinen Irrtum. Natuerlich sagte ich freudig zu, denn ich hatte noch gut die Warnung vom Loose im Kopf, auf keinen Fall alleine zu gehen. Siggi und Elke haetten meine Eltern sein koennen, so zumindest spaeter die Meinung von einigen Chinesen, was von Alters Wegen auch nicht so abwegig war.
Siggi ist Maschinenbauing. und damit teilten wir so manche Ansichten ueber Technik, aber auch ueber Gott und die Welt. In Qiaotou angekommen deponierten die Anderen nahezu ihr gesamtes Gepaeck in einem Gasthaus und ich war der Einzige mit einem grossen Rucksack. Wir hatten die Wanderung noch gar nicht ganz begonnen, da waren wir schon von der Landschaft ueberwaeltigt.
Man blickt gleichzeitig auf nahezu 6000m hohe mit Schnee bedeckte Berge und eine tiefe Schlucht in der sich der Jangtze schauemend regt. Man selbte steht dazischen und weiss nie wohin man zuerst schauen soll. Dazu scheint die Sonne und es herrschen sehr angenehme Temperaturen. Die Wege sind in "Eigenregie" der verschiedensten Guesthoueses gekennzeichnet. Jedes Haus hat seine Farbe und an verschiedensten Stellen Werbetexte oder schlichte Pfeile auf Felsen gemalt. Besonders beliebt waren bei uns die Sprueche "noch 7min" - gleichbedeutend mit dem Fernsehspruch "...und gleich sehen sie". Alternativ waren es "noch 400m" = "noch 200m" - gleichbedeutend mit "Wir wissen auch nicht wieviel 1m ist, aber ihr kommt schon irgendwie naeher"
Zum Mittag erreichen wir das Naxi-Family Guesthouse, wo wir sehr lecker und mit einem einmaligen Panoramablick speisen. Unsere Wasserflaschen duerfen wir mit Minze und Jasmin Blueten anreichern. Eine willkommene geschmackliche Bereicherung. Der Weg geht steil und in Serpentinen Bergan, was einen Einheimischen mit einem Maultier auf den Plan ruft. Er folgt uns wie ein Schatten und wartet geduldig jede Pause ab. Zeitweise haben wir sogar zwei derartige Verfolger. Siggi kaempft derweil mit und gegen seine neu gekauften Schuhe, die er einlaufen muss, nachdem die Vorgaenger nach 30 Dienstjahren zu einem denkbar unguenstigen Zeitpunkt aufgeben hatten. Ich versorge Ihn mit einer Comped Blasenpflaster, aber das kann auch nur unterstuetzen. Spaeter kommt der hartnaeckigere Maultierbesitzer zu seinem Recht, als Elke sich an einem besonders steilen Aufstieg fuer den schwankenden Ritt entscheidet. Die zunehmende Hoehe (2500m) fuehrt bei uns allen zu leichter Kurzatmigkeit und der Weg wird lang und laenger. Wir schnacken dabei aber noch und ich bin erstaunt ueber das sehr fluessige Englisch vom Tom, der vor einem Jahr sein Studium beendet hat und jetzt beim Zoll im Containerhafen von Shenzen arbeitet. Als ich eine Weile mit Elke voran laufe, uebersehen wir einen der Wegweiser und landen prompt bei einenm Gasthaus, das wir nicht ansteuern wollten und das uns zwingt einige der muehsam erarbeiteten Hoehenmeter erneut zu absolvieren. Zum Glueck werden wir nicht gesteinigt.
Uns alle treibt die Aussicht auf einen schoenen Sonnenuntergang und ein kuehles Bier weiter. Da Siggi 2 Franzosen ganz zu Beginn der Wanderung den Einstiegspunkt zur Route gezeigt hat, hofft er als Gegenleistung auf ein Bier und wir lassen die Franzosen selten aus den Augen. Wie es der Zufall will landen wir alle im "Halfway Guesthouse". Ich teile mir ein Zimmer mit Tom und wir haben einen fantastischen Blick auf die Berge - nicht nur vom Zimmer sondern auch von der Veranda-artigen Toilette. Der Abend beginnt mit einem reichhaltigen Abendessen und dann lassen wir uns zu einem erstaunlichen Saufgelage hinreissen, bei denen diverse der typischen 600ml Bierflaschen vernichtet werden. Gut das wir nicht in den Alpen sind, denn dann haette uns ein derartiges Ausbruch schnell die gesamte Reisekasse gekostet. Der Nachthimmel wird natuerlich dennoch betrachtet und ist in seiner Intensitaet schon beeindruckend. Da die Nacht aber sehr frisch ist uebertreiben wir es nicht und schmeissen uns gegen 23:00 Uhr ins Bett.
Karten?
Besonders beeindruckend an dieser Wanderung ist, das es an jedem(!) Guesthouse andere handgezeichnete Karten der Gegend gibt. Keine ist wirklich Masstabsgetreu womit die Verlaesslichkeit sehr eingeschraenkt ist. Ganz nach Wahl glauben wir einmal der einen Karte einmal der Anderen.
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